Tichýs-Fotografie

Von Berlin über die Normandie bis zur Bretagne und zurück

Den Plan dazu hatte ich schon Jahre im Kopf, oder eher den Wunsch das mal zu machen und nun ergab sich die Möglichkeit und ich habe mich kurzerhand hingesetzt und über Pitchup.com Campingplätze gebucht. Für den ersten Tag hatte ich ein Hotel in Antwerpen gebucht und für den Rückweg in Arnheim. Bewertungen gelesen und wenn es in Frage kam, gebucht.

Also ging es noch ans Shoppen, weil eine Tour dieser Art für mich eine Premiere war. Ziel war es auch viel zu fotografieren, wozu ich meine Ruhe wollte, also fuhr ich allein.

Also erstmal suchen was noch fehlt und vor allem nach Tipps von anderen was man mitnehmen sollte.:

  • Zelt: Vango Blade Pro 200 – Top im Wind (ein paar Heringe sollten extra eingepackt werden), geringes Gewicht, kleines Packmaß und für eine Person mit diversen Klamotten wirklich ausreichend
  • Isomatte: Volador Selbstaufblasbare Isomatte. Da ist ein kleiner Blasebalg integriert und man muss nicht aufpusten. Könnte aber gerne etwas weicher sein, was aber sicher an der Struktur lag, da diese nicht durchgehend ist, sondern eher wabenartig
  • Schlafsack: Mountrex 720g – 10-20 Grad Celsius. Wenns frischer wird sollte man definitiv was dabei haben was man anziehen kann, denn es war mit ca. 12 Grad in der Nacht zum Teil sehr sehr kalt.
  • Topf/Pfanne: Lixada Titanium Topf. Kleine Gaskatusche passt direkt in den Topf rein und verbraucht daher nur minimal mehr Platz als die Kartusche alleine. Ich hab die 750ml Version.
  • SpaceSaver: Um die Sachen möglichst platzsparend zu verstauen, habe ich mir Vakuumbeutel besorgt. Diese haben eine Pumpe beiliegend und kann dann unterwegs auch ohne Staubsauger luftleer bekommen werden.
  • Abdeckplane. Ich habe noch eine 3×4 Meter Gewebeplane mit 180g/m² mitgenommen als Zeltunterlage, was auch wirklich gut war, weil das Zelt schon sehr gelitten hätte und es machte auch das Verpacken erheblich leichter.
  • Mikrofaserhandtücher mit Bambusanteil. Platzsparend und sehr schnell trocken.
  • Ansonsten habe ich viel Fotokram dabei gehabt inkl. 4 Objektive, Stativ, Verlaufs- und ND Filter, Reinigungsmittel usw.
  • Notebook und IPAD und diverse Kabel und Ladegeräte, sowie Taschenlampen und Powerpack
  • Klamotten (u.a. eine zweite Motorradjacke und Hose) und sonstige Klamotten
  • Hygienebeutel und REI aus der Tube, um mal was zu waschen, was auch quasi bei jedem Campingplatz vonnöten war
  • Kabel mit Eurostecker, um die Gerätschaften zu laden
  • Schnur und Wäscheklammern
  • Besteck und Becher
  • Latschen
  • Erste Hilfe Tasche

Am 04.07.2020 sollte es dann um 5 Uhr morgens los gehen. Die Sachen waren gepackt, zwei Seitenkoffer, eine Wasserdichte Tasche mit Zelt, Stativ, zweite Motorradmontur, etc. Mein Tankrucksack und noch meinen Wanderrucksack, der aber nur noch Kleinigkeiten enthalten hat. Los gekommen bin ich dann gegen ca. 5:45 Uhr.

Also ab auf die Straße und auf ging es gen Westen auf den Berliner Ring und dann nur noch die A2 runter und dann auf die A30 bis in die Niederlande und nach Belgien. Die Straßen waren frei, aber aufgrund der Zuladung war schnell fahren auch nicht angebracht und auch nicht möglich. Nach knapp 750km war ich, ohne Zwischenfälle, in Antwerpen am Hotel angekommen. Nur kurz vor dem Ziel fing es dann doch noch an zu regnen und ich legte einen kurzen Stopp ein. Drei Tankstopps habe ich mir gegönnt und hab versucht immer Abseits der Autobahn zu tanken. Warum wird sich jeder der Autobahn fährt denken können.

Belgien:

Ich war noch nie dort und habe mir dann mal die Stadt angesehen. Dass ich die Tour zu Coronazeiten gemacht habe hätte man maximal bei den Geschäften mitbekommen bei denen immer nur eine bestimmte Anzahl an Personen rein gelassen worden ist. Aber ansonsten war die Stadt voll. Wer den Kurfürstendamm in Berlin kennt im Hochsommer ohne Corona kann sich die fünffache Menschenmenge vorstellen die sich dort versammelt hatte.
Ich halte es mal kurz: Es war alles leider sehr dreckig und irgendwie roch es überall sehr unangenehm. Hätte ich das vorher gewusst wäre ich wohl durchgefahren bis Frankreich.

Wij zijn eeuwige dank verschuldigd aan allen die, op gevaar van hun eigen leven, ons uit de gruwel der nazi’s hebben gered.
Auf deutsch: Wir schulden all jenen ewigen Dank, die uns unter Einsatz ihres eigenen Lebens vor dem Nazi-Grauen bewahrt haben.

Das Hotel war direkt an einer Baustelle was auch den Zugang und das Finden der Zufahrt etwas erschwert hat, aber nach zwei Runden hielt ich auf einer Art Zufahrt davor und bin erstmal rein. Insgesamt war es in Ordnung und obwohl es direkt an der Autobahn lag, war bei geschlossenen Fenstern nichts davon zu hören. Das Frühstück war doch etwas kompliziert, weil das mit der Verständigung nicht so gut funktionierte und die Auswahl war doch sehr eingeschränkt.

Am nächsten Tag ging es dann weiter Richtung Étaples, auf den ersten Campingplatz, und es war leider extrem windig. Das Zelt hielt, aber es war sehr laut. Das Personal war freundlich und zeigte mir auf einer Karte welchen Stellplatz ich hatte. Es war insgesamt recht leer auf dem Platz und nachdem ich mich häuslich eingerichtet hatte, schaute ich erstmal was man in der näheren Umgebung sehen kann. Mit der App „Around me“ erkundete ich etwas und stieß darauf, dass es unmittelbar neben dem Campingplatz eine Kriegsgräberstätte geben sollte. Also Fotoapparat, Objektive, Stativ etc. geschnappt und auf ging es.
Da ich bisher noch nie an so einer Stelle gewesen bin verschlug es mir doch erstmal den Atem. Durch ein Tor kam man auf das Gelände und sah zunächst nur ein Kreuz und eine Art „Altar“ und je näher man kam desto mehr sah man von den Ausmaßen.

In Zahlen aus dem ersten und zweiten Weltkrieg: 11.414 Gefallene (8.819 Briten, 1.145 Kanadier, 464 Australier, 260 Neuseeländer, 68 Südafrikaner und 658 Deutsche(1. Weltkrieg) und 119 Deutsche (2. Weltkrieg).

Ich war die ganze Zeit allein dort und irgendwie hatte dieser Ort doch schon eine ganz besondere und traurige Wirkung auf einen. So viele Menschen sinnlos umgebracht. Ich hielt mich dort sehr lange auf und machte viele Fotos und genoss die Ruhe.

Gegen 22 Uhr ging ich zum Platz zurück.
 
An Schlaf war kaum zu denken. Bis in die späten Abendstunden fuhren Züge direkt neben dem Platz auf der einen Seite und auf der anderen Seite war eine Hauptverkehrsstraße. Kurzerhand habe ich mich entschlossen die kommende Nacht nicht auf einem Platz zu verbringen, sondern mir ein Hotel zu nehmen, weil an Schlaf nicht zu denken war und es war auch keine Änderung in Sicht was den Wind anging. Am 3. Tag (07.07.2020) lagen dann also 270 km vor mir. Also war erstmal tanken angesagt und für die, die noch nie in Frankreich gewesen sind: Für Motorradfahrer einfach ein Traum. Ran fahren an die Säule, Tank frei machen, sofern man einen Tankrucksack drauf hat. Karte einstecken, Marke wählen und tanken und bei Bedarf die Quittung ziehen. Tankrucksack wieder rauf und weiter geht’s.
Für die bevorstehende Strecke ließ ich mir Zeit und fuhr die Kanalküste entlang mit einem Stopp in Le Tréport, Dieppe (ausgesprochen übrigens: Diepp), Étretat und Le Havre(wirklich eine sehr schöne Stadt).

Weiter ging es erstmal Richtung Süden und da stand ich dann vor der „Pont de Normandie“. Eine Schrägseilbrücke von 2141,25m länge und insgesamt 203 Meter Höhe über die Seine. Es ist die größte dieser Art in Europa und wirklich sehr beeindruckend. Aktuell gibt es nur 3 weitere Schrägseilbrücken mit größerer Spannweite und diese sind alle jüngeren Baujahres.


Zunächst war die Maut fällig, aber irgendwie standen dort überall Schilder, dass die Durchfahrt dort für Motorräder verboten sei. Also stand ich da und sah mich um. Ein netter Mensch im Transporter zeigte mir dann, dass ich ganz rechts rüber muss und man als Motorradfahrer nicht bezahlen müsse. Also rauf auf das gute Stück, doch leider konnte ich es nicht wirklich genießen, weil ich aufpassen musste die Spur zu halten, weil es ja noch immer sehr sehr windig gewesen ist. Wenn man will, kann man aber auch mit dem Rad rüber oder zu Fuß und sich das mal genau ansehen.

Um ca. 16:30 Uhr kam ich am Hotel in Villers-sur-Mer an und schleppte erstmal alles ins Zimmer um dann, bewaffnet mit Kamera, raus zum Strand zu gehen und etwas zu essen. Am Abend habe ich dann noch versucht einen kurzen Timelapse vom Sonnenuntergang zu erstellen. Das Hotel war sehr spärlich ausgestattet und das Zimmer extrem klein. Die Werbung suggerierte direkte Strandlage. Leider war dem nicht ganz so, denn dazwischen war noch die Hauptstraße, auf der die halbe Nacht irgendwelche Rollerfahrer langebrettert sind. Schade.

Am 4. Tag ging es dann weiter zum Campingplatz L’Hypo’Camp und der Wind hatte glücklicherweise auch endlich etwas nachgelassen. Angekommen in Grand Hameau baute ich erstmal alles auf und zog dann auch direkt los Richtung Omaha Beach und das war wieder so eine Situation, die man erstmal wirken lassen musste. Als ich diesen sehr langen Abschnitt der Normandie auf dem „Boulevard de Cauvigny“ entlang gefahren bin kamen mir schon einige Gedanken in den Sinn wie es wohl vor 80 Jahren hier ausgesehen haben muss.

Omaha Beach

Das Ganze wirkte irgendwie bedrückend. Diese Weite war einfach unglaublich und das war der Landungsabschnitt in dem damals die Amerikaner am 06.06.1944 gelandet sind und sehr vielen das Leben gekostet hat. Auf dem Weg dorthin kommt man am Musée Mémorial d’Omaha Beach vorbei und am Monument SIGNAL d’Omaha Beach. Am Ende kommt man zum Widerstandsnest 72 (WN 72) auf dem ebenfalls ein Ehrenmal für die Nationalgarde aufgebaut wurde und in dem noch eine Kanone zu sehen ist.

Dieses Widerstandsnest in Vierville-sur-Mer lag in der Angriffszone mit dem Codenamen „Dog-Green“. Zur damaligen Zeit befand sich hier eine 8,8cm Kanone. Hier entstand damals durch die hohen Verluste der erste Behelfsfriedhof, der aber heute nicht mehr existiert. Die Gefallenen wurden später in Colleville-sur-Mer beerdigt, wo heute eine amerikanische Kriegsgräberstätte zu finden ist. Das WN 72 war einer der Bunker, die den Alliierten herbe Verluste eingebracht haben. So wie das WN 62. Das WN 73 sieht man auf dem ersten Bild links im Berg.

Vor Ort sah ich mich erstmal um und unternahm eine Wanderung bei Ebbe Richtung Westen bis zu einer Erhebung im Meer, was sich als bloßer Felsen herausstellte. Ich dachte ja es wäre ein Bunker, weil die Form passte 😊

Anschließend ging es zurück zum Campingplatz zu Speis und Trank.

Am nächsten Tag standen dann ein paar Punkte auf dem Plan. Zunächst ging es nach Arromanches-les-Bains um mir die Reste des alten provisorischen Hafens (Mulberry B) anzusehen. Darüber wurden Truppen und Nachschub an Land gebracht. Arromanches lag in der Angriffszone mit dem Codenamen „Gold Beach“.

Mulberry A, welcher vor Vierville-sur-Mer aufgebaut wurde, wurde durch einen großen Sturm im späten Juni 1944 vollständig und irreparabel zerstört. Er war wohl nicht so gut verankert wie Mulberry B. Am Ufer gibt es noch ein Teil, über den man heute zu einem Steg laufen kann.

Vor Ort gibt es noch ein Museum und ein paar Kanonen die rundherum ausgestellt sind.

Direkt im Anschluss ging es weiter Richtung Colleville-sur-Mer, aber auf dem Weg stieß ich auf eines der Streckenschilder „1944“ mit der Bezeichnung „Batterie de Longues-sur-Mer“, wohin ich dann erstmal gefahren bin. Hier stehen im Hinterland noch vier Geschützbunker. Das imposante an dieser Batterie ist, dass hier die einzigen Bunker stehen, in denen noch die Originalkanonen vorzufinden sind. Einer der Bunker ist nahezu vollständig eingestürzt, weil es hier zu einer Explosion von Munition für ein Flakgeschütz gekommen ist, das von den Briten auf Bunker Nr. 4 montiert worden war. Hierbei sind etliche britische Soldaten ums Leben gekommen.

Direkt an der Küste findet man noch ein Feuerleitstand und einige Reste in den zugewucherten Gebüschen rundherum. Auf dem Weg dorthin befindet sich noch ein Munitionsdepot und eine kleine Stellung in dem offenbar ein Mörser stand.

Die Batterie wurde mehrfach von den alliierten bombardiert und von diversen Schlachtschiffen beschossen ohne wirklichen Schaden zu erzielen. Am 07. Juni hat sich die gesamte Besatzung kampflos den Briten des 2. Bataillons des Devonshire-Regiments ergeben.

Für mich war er das erste Mal solche Bunker live zu sehen und es ist schon in gewisser Weise imposant was dort zur damaligen Zeit hingebaut worden ist und mit welcher Präzision, denn jeder Bunker glich dem anderen und hatte bis zu 2 Meter dicke Wände.

Danach gab es eine Portion Pommes und einen Crêpe zur Stärkung und dann ging es aber wirklich weiter zum „Cimetière AMERICAIN en Normandie“. Wie sich später zeigte bin ich zum perfekten Zeitpunkt dort angekommen, denn als ich wieder raus bin war die Schlange ca. 500 Meter lang mit Autos, die alle rein wollten.

Die Kriegsgräberstätte befindet sich über Colleville-sur-Mer und unweit des WN 62 und hat eine Fläche von 70 ha mit 9.387 Gräbern gefallener Soldaten und weiterer Denkmäler und Erinnerungstafeln an gefallene Soldaten, die bei der Operation „Overlord“, die der Beginn der Befreiung Europas war, ums Leben gekommen sind.

Von den Wegen oben aus hatte man direkten Blick auf den Strand an dem damals unter anderem die Landung der Amerikaner erfolgte. Ich kann gar nicht wirklich in Worte fassen wie es war das zu sehen. Die Masse von fast 10.000 Gräbern. Junge Leute, meist zwischen 18 und 30 Jahren, die dort ihr Leben gelassen haben.

Hier wurden auch einige Scenen aus „Der Soldat James Ryan“ gedreht.

Danach bin ich zu einem der bekanntesten Deutschen Widerstandsnester in der Normandie gefahren. Widerstandsnest 62. Bekannt leider dadurch geworden, dass dieses Nest den Alliierten bei der Landung erhebliche Verluste beigebracht hat. Es umfasste ein Areal von 332m x 324m Größe was 50-100 m von der Küste entfernt lag. Es fiel in den Abschnitt Omaha Beach, zwischen Easy Red und Fox Green. Das ganze Areal war massiv gesichert durch Gräben, Stacheldraht und diverse Verteidigungswaffen. Einer der Beteiligten, Gefreiter Heinrich Severloh hat ein Buch verfasst: WN62.
Von der damaligen Stellung sind noch einige Bunkeranlagen sichtbar und zum Teil auch begehbar und werden offenbar von Vögeln bewohnt.

Am folgenden Tag begab ich mich auf die Suche nach dem „Cimetière Canadien“. Dieser sollte sich eigentlich in der Nähe des Juno Beach befinden, an dem es auch ein „Centre Juno Beach“ mit der Geschichte gibt. Leider habe ich ihn dort nicht gefunden. Also fragte ich im Centre Juno Beach nach und bekam eine Karte mit dem Verweis, dass dieser in Bernières-sur-Mer sein sollte. Also begab ich mich dort hin und auch da fand ich nichts. Ich fragte in einem Laden vor Ort nach, aber auch dort bekam ich nur eine wage Beschreibung, aber auch dort: Fehlanzeige.

Schlussendlich fragte ich ein paar Passanten und über google.fr fand er dann eine genauere Adresse. Als ich dann bei google.com „Cemetry Canadien Normandy“ eingab bekam ich schlussendlich auch die Adresse in Bény-sur-Mer. Also über die Deutsche Googleseite war keine genaue Adresse zu bekommen. Schade.

Im Vergleich zu dem amerikanischen oder britischen war dieser mit „nur“ 2049“ Gräbern recht klein. Auch hier lagen nur Gefallene, die während der ersten Tage beim Kampf in der Normandie gefallen sind. Hier hat man später nach und nach die verteilten Gräber in der Normandie an einen Ort zusammengetragen.

All diese Gräber werden von der „Commonwealth War Graves Commission“ betreut, die bereits nach dem ersten Weltkrieg gegründet worden war.

Im Anschluss bin ich zur größten Deutschen Kriegsgräberstädte Frankreichs, in „La Cambe“ gefahren. Hier liegen mehr als 21.000 Gefallene Deutsche Soldaten des zweiten Weltkriegs. Ursprünglich lagen hier amerikanische und deutsche Gefallene nebeneinander, wurden aber nach dem Ende des zweiten Weltkriegs exhumiert und auf Wunsch der Familien ggf. zurück in die USA gebracht. Ein Drittel wurde dann in Colleville-sur-Mer begraben.

Im Vergleich zu den Kriegsgräberstätten der Alliierten, sind die der Deutschen sehr schlicht angelegt wie ich finde und auf vielen Grabsteinen steht ganz oft nur drauf „Ein Deutscher Soldat“. An jedem dieser Grabstellen wurden meist zwei Deutsche Soldaten begraben.

Einen Blick bei Wikipedia zeigt wie viele Kriegsgräberstätten es in Frankreich und Europaweit gibt. Erschreckend. Ich war aber auch erstaunt, dass es so viele auf französischem Boden gibt.

Anschließend bin ich zu meinem nächsten Zwischenstopp gefahren in Raids zum „Le Clos Castel“. Coronabedingt war ich dort tatsächlich der einzige Camper. Aktuell wurde der Platz von einem englischen Paar betreut, weil der Eigentümer sich im Ausland befand. Sie waren beide sehr nett und hilfsbereit und auch die sanitären Anlagen waren sehr sauber und ordentlich. Ich kann also nur Gutes sagen. Am Abend habe ich mich noch ein wenig in der Gegend und im nächsten Ort umgesehen und habe dann einen Plan für den nächsten Tag vorbereitet, der die eine oder andere „Überraschung“ innehaben sollte.

Anfangen sollte der Tag am „Pointe du hoc“, einem 500m langem und 30m hohem Abschnitt einer Steilküste an der Calvadosküste. Dort waren sechs 155-mm-Feldkanonen aufgestellt, die sowohl den über 6km entfernten Omaha Beach und den Abschnitt Utah unter Beschuss nehmen konnten. Trotz mehrfacher Bombardierungen und Beschuss durch Schiffsartillerie haben diese Stellungen Stand gehalten. Daher gab es einen Spezialauftrag für das 2. Rangerbataillon der Amerikaner, die die Geschütze am D-Day ausschalten sollten. Die Stellung war massiv gesichert gegen direkte Angriffe und auch gegen Luftangriffe.

Pointe du hoc

Am D-Day sorgten witterungsbedingte Hindernisse und auch der Tiefgang der Landungsboote für Probleme. Dennoch konnte die Stellung etwas später eingenommen werden, wobei sich herausstellte, dass die Kanonen bereits weggeschafft worden und durch Holzattrappen ersetzt worden waren. Sie wurden aber einen Kilometer entfernt aufgefunden und zerstört.

Vor Ort sah man auf dem ganzen Gelände noch die gewaltigen Krater im Boden, die inzwischen mit Pflanzen bewachsen sind. Einige Bunkeranlagen waren noch vorhanden, aber leider zum Teil nicht zugänglich. Man hatte eine super Aussicht auf den Kanal. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert wenn ihr in der Gegend seid. Viele Tafeln von Soldaten sind aufgestellt mit Erklärungen über ihre Leistungen oder Schicksale.
Z.B. von Sgt. Walter Geldon, Company C, 2nd Ranger Battalion, der am 6. Juni 1944 seinen dritten Hochzeitstag gefeiert hätte. Er und seine Ranger sangen Lieder zur Feier vor der Landung auf Omaha Beach. Der 23 Jahre alte Stahlarbeiter aus Bethlehem starb innerhalb weniger Minuten durch feindliches Feuer. Seine Frau starb 2002 im Alter von 78 Jahren und wurde an seiner Seite beerdigt.

Anschließend ging es zum Utah Beach Landing Museum in La Madeleine. Hier wurden einige Denkmäler aufgestellt wie auch ein Landungsboot und ein Panzer. Viel gibt es hier nicht zu sagen. Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

Danach ging es zur „Batterie de Crisbecq“ in Saint-Marcouf und das kann ich nur jedem ans Herz legen sich das anzusehen, wenn er sich dafür interessiert.
Ursprünglich auf einer Fläche von 4ha angelegt befand sie sich bei der Invasion noch im Bau und war dennoch schon die stärkste Anlage dieser Art. Kanonen verschiedenster Art und Reichweite waren bereits verbaut und einsatzfähig. Unter anderem 155-mm-Kanonen, Flakgeschütze, Granatwerfer und Maschinengewehre und 21cm Skoda-Langrohrgeschütze. Diese haben eine maximale Reichweite von 33km besessen. Die sog. Kasematte Typ R 683, in der diese Kanone stand misst 21 x 16m und ist 8 m hoch. Sie besteht aus 2.000m³ Beton und mehr als 100 t Stahl.
Durch einen Unfall stürzte diese Kasematte ein, weil die amerikanischen Truppen versehentlich den Munitionsunterstand in die Luft gejagt haben, wobei Dutzende amerikanische Soldaten ums Leben gekommen sind.

Die Batterie wurde mehrfach angegriffen und konnte schließlich am 8. Juni zum Teil besetzt werden. Am 12. Juni haben die überlebenden 78 Deutschen die Anlage verlassen.

Seit 2004 wurde die Anlage freigelegt und 21 Bunker und Unterstände können besichtigt werden.

Batterie de Crisbecq

Weiter ging es zum „Tour Vauban La Houge“ und den Befestigungsanlagen von La Hougue, von denen ich aber nur ersteres aus der Ferne abgelichtet habe und dann bin ich auch schon weiter nach „Gatteville-Le-Phare“ – wo es einen Leuchtturm – Phare de Gatteville – zu besichtigen gibt. Baubeginn war im Jahr 1829 und Fertigstellung im Jahr 1835. Die vorhandenen konnten das geplante Gebiet nicht abdecken und daher entschloss man sich zu einem Neubau.

Gatteville-Le-Phare

Eine weitere Station lag in Fermanville – das Cap Lévi. Hier gab es im Grunde nichts zu besichtigen, außer der Landschaft die wirklich schön war und sehr abgelegen. Kurz davon befindet sich der Phare du Cap Lévi, welcher 1948 fertiggestellt worden ist.

Nach einem kurzen Stopp in Cherbourg ging es zum Abschlusspunkt an diesem Tag – nach Jobourg. Hier konnte man direkt vor einem Restaurant parken und dann zu Fuß entweder links am Restaurant vorbei oder direkt hinter dem Parkplatz links rüber laufen und sich die Klippen aus nächster Nähe ansehen und der Fotosucht nachgehen. Achtung bei Selfies: Rückwärts laufen kann schmerzhaft oder tödlich enden.
Die Aussicht war einfach absolut traumhaft. Die Zeit war nach diesem Tag auch schon sehr vorangeschritten und ich entschloss mich dazu im Restaurant zu essen. Nicht günstig, aber gut und die Aussicht war es allemal Wert.

Danach ging es zurück zu meinem einsamen Campingplatz, zu dem ich über eine Stunde fahren musste und ich war noch immer allein dort und es war Totenstille.

Am nächsten Tag hieß es dann wieder Tetris spielen und alles in den Koffern und der Tasche auf dem Soziussitz verstauen und alles wieder verzurren und zum nächsten Campingplatz fahren, der gute 70km entfernt lag.
Dort angekommen habe ich mich angemeldet und eine Karte vom Platz bekommen und ein kleines Armband, damit man sich dort quasi als Gast „ausweisen“ konnte. Leider reagierte die Schranke nur ein einziges Mal auf mein Motorrad beim reinfahren. Raus und wieder rein kam ich dann nur auf Nachfrage, weil der Sensor offenbar nicht genau da war, wo er sein sollte. Mein Quartier für die kommende Nacht lag – leider wie sich noch herausstellen sollte – direkt am Parkplatz bei dem sich auch ein Fußball-/Baskettballplatz befand.
Also schnell das Zelt aufgebaut und auf den Weg gemacht zum „Le Mont-Saint-Michel“. Dort angekommen konnte ich als Motorradfahrer bis ganz nach vorne durchfahren, wo es eine Abstellreihe für Radfahrer und Motorradfahrer gab. Alles mit Schranke und nur gegen Geld.
Also abstellen und alles verstauen was nicht gebraucht wurde und dann ging der Fußmarsch los. Man kann auch mit dem Bus fahren, aber die waren meist überfüllt und außerdem wollte ich ja was sehen und Fotos machen. Zu Fuß waren es denke ich 2-3 km bis dorthin. Erstmal ging ich ins Watt neben der Brücke und baute alles auf um eine Langzeitbelichtung von „Le Mont-Saint-Michel“ zu machen. Zum Glück war Ebbe und alles trocken, aber leider auch sehr windig, so dass sehr viel Sand umherflog. Ich hatte Glück, dass auch bei über 7 Minuten Belichtungszeit das Stativ fest stand und nicht gewackelt hat. Nach einigen Versuchen ging ich hinein.

Le Mont-Saint-Michel


Am Eingang stand die Gendarmerie und kontrollierte die Taschen und ob alle einen Mund-Nasen-Schutz getragen haben. Da ich nun einiges dabei hatte an Fotoequipment etc. war mein Rucksack natürlich voll und sie haben sich mit einem Blick begnügt und ich durfte hinein. Im Innern kamen mir dann auch schon Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag entgegen. Das war schon ein komischer Anblick. Auf Grund von Corona war es zwar reichlich besucht, aber ich vermute auch nicht so besucht wie es in anderen Zeiten der Fall war. Ich ging langsam durch die Gassen in denen Links und Rechts Souvenirläden und Restaurants etc. gewesen sind. Irgendwann ging es dann nicht mehr weiter, also sah ich mich um und ging dann weiter hoch Richtung Museum wo ich angesprochen wurde, ob ich denn eine Reservierung hätte was ich verneinte. Er ließ mich dennoch passieren und es ging zur nächsten Kontrolle mit Metalldetektor und ich dachte mir nur: Na das wird spannend und natürlich fing er an zu piepen. Ich sah den Mitarbeiter an und dachte mir nur: Echt jetzt? 😊 Es war aber alles problemlos. Er sah kurz in den Rucksack und fragte mich, ob ich lange bleiben will und dann meinte er nur: Ach Sie schauen so sympathisch aus, also lass ich Sie rein. Also ab zur Kasse und weiter nach oben. Hier waren die Gänge dann meist auch breiter als unten und irgendwann kam ich ganz oben an und hatte eine unbeschreibliche Aussicht. Ich versuchte noch ein paar Bilder ohne Menschen zu machen. Da dort eh nur wenige unterwegs gewesen sind musste ich nicht lange warten, bis die Bereiche Menschenleer waren. Leider kamen dann aber auch schon die Mitarbeiter des Museums und haben uns langsam weitergetrieben. Zeit für Fotos haben wir noch bekommen und sogar für ein paar Fotos von mir von der Mitarbeiterin war noch Zeit.

Weiter ging es dann im Innern des Museums, durch die Kathedrale und viele sehr schöne und natürlich beleuchtete Gänge. Hier sagen Bilder mehr als 1000 Worte. Am Ende der Tour gesellte sich noch eine sehr fotogene Möwe zu uns auf die Mauer und ließ sich ausgiebig fotografieren und dann ging es Richtung Ausgang und ich machte mich auf den Rückweg zum Motorrad und auf den Weg Richtung Campingplatz und das Navi hat mal wieder einige Überraschungen parat und führte mich über irgendwelche landwirtschaftlichen Wege Abseits der Zivilisation.

Der nächste Tag sollte mich schlussendlich in die Bretagne führen – nach Portez. Der Campingplatz war ganz nett und vom Zeltplatz aus konnte ich direkt auf den Atlantik sehen.
Der Campingplatz war oben auf einem Berg und unten ging es direkt zum Strand, also aufbauen, Sachen verstauen und dann mal rein ins Wasser – zumindest mit den Beinen.
Am Abend nutzte ich die Gelegenheit und ging runter zum Strand und schaute mir mal an wo ich evtl. Bilder von der Milchstraße machen könnte. Mit der Zeit wurde es dunkler und die Strandflutlichter gingen an. Ich versuchte dennoch mein Glück und je dunkler es wurde, desto überwältigender war der Anblick der Milchstraße. Trotz Licht habe ich die Milchstraße noch nie so klar gesehen und selbst wenn ich aufs Handy sah und wieder nach oben war sie sofort klar zu erkennen.
Die Zeit verging und plötzlich war es stockfinster – 1 Uhr nachts und die Lichter gingen aus. Es war einfach unglaublich dieser Anblick und nicht in Worte zu fassen. Ich versuchte noch ein paar Bilder einzufangen und ging dann langsam zurück zum Platz.

Am nächsten Tag ging es dann wieder auf eine kleine Sightseeing-Tour zum Point Pen Hir. Das was ich zuvor über google gefunden hatte war im Grunde nur, dass es hier schöne Klippen geben soll und ein Denkmal an den zweiten Weltkrieg. Als ich dort ankam war ich doch sehr überrascht, dass dort noch ein großer Teil des Nordatlantikwalls steht inkl. eines Museums und Festungsresten aus dem 19. Jahrhundert, die auch im zweiten Weltkrieg genutzt worden sind. Das war bzw. ist eine sehr imposante und große Anlage mit vielen Bunkern, die noch immer weitestgehend intakt sind, aber auch welche bei denen nur noch Reste aus dem Boden herausgucken. Wie eigentlich überall in diesen Bereichen ist vieles bereits zugewuchert, aber man sollte diese Areale wirklich mit Vorsicht betreten, weil die Bunker zum großen Teil noch existieren, aber eben nicht mehr sichtbar sind und rundherum oft Gräben oder Löcher sind, die man aufgrund der Vegetation kaum sieht.

Von hier hatte man eine Übersicht über große Teile des Nordatlantiks.

Auf der West- bzw. Südseite sind gigantische Klippen, die von vielen zum Klettern benutzt worden sind. Viele Teile kann man auch relativ problemlos ohne Kletterausrüstung betreten, aber man sollte dennoch genau aufpassen, wo man hintritt und sich sicher sein, dass der nächste Stein auch fest ist. Es geht hier viele Meter runter. Am südlichen Teil habe ich mich dann noch eine Zeitlang mit einem Franzosen unterhalten, der schon oft dort gewesen ist, um die Aussicht zu genießen oder auch um dort rumzuklettern.


Irgendwann musste ich mich dann aber wieder auf den Rückweg machen und musste noch 1,5 km zurück zum Motorrad laufen, die kein Ende nehmen wollten.

Danach hieß es noch knapp 90 km zurück zum Campingplatz fahren und wie sich zeigen sollte war es gut gewesen, dass ich die Bilder von der Milchstraße am ersten Abend gemacht habe, denn der Himmel war komplett zugezogen und kaum was zu sehen. So sollte es dann leider auch die nächsten Tage aussehen, aber immerhin ohne Regen und erträgliche Temperaturen um die 20 Grad Celsius.

Am Abend schaute ich dann erstmal, wo ich denn die nächsten Tage noch verbringen werde. Der letzte Campingplatz vor der Rücktour für den morgigen Tag war klar, aber wieso finde ich keinen für den 16.07 auf den 17.07? Es war Glück im Unglück würde ich sagen, weil die Strecke zwischen den beiden Campingplätzen wären über 600km gewesen. Ich hatte tatsächlich einen Tag vergessen zu buchen. Corona sei Dank war das aber doch recht unproblematisch, also buchte ich mich nochmal auf einem der Campingplätze ein auf dem ich schon auf dem Hinweg gewesen bin „L’Hypo’Camp“ und der war ganz ok und der Betreuer auch ganz freundlich und umgänglich.

Am nächsten Tag packte ich dann wieder alles zusammen und fuhr erstmal runter zum Strand, wo ich noch eine kleine Pause einlegte, bevor ich mich zum nächsten Campingplatz auf machte.
Als ich dort stand kam ein Mann mit Kinderwagen an und sprach mich an und wir unterhielten uns eine Weile. Er wollte z.B. wissen, wie mein Eindruck bisher in Frankreich war, ob ich als Deutscher freundlich behandelt werde und wir redeten über die Weigerung vieler Franzosen Englisch zu sprechen und vieles mehr.

Danach hieß es auf zum letzten Campingplatz, bevor es dann in Richtung Heimat gehen sollte.

126 km lagen heute vor mir und zwei Tage Aufenthalt. Der Campingplatz hieß Campin Les Genêts und lag in der Nähe von Penmach in der südlichen Bretagne. Hier war eigentlich das Ziel gewesen um meine, noch kurz vor dem Urlaub angeschaffte, Omegon LX 3 zu testen. Hier hatte ich einige hundert Kilometer nichts als Wasser vor mir bis zur spanischen Küste. Also die perfekte Situation für Milchstraßenfotos, aber eben nur eine 50:50 Chance, dass das Wetter mitspielt und leider war mir diese Chance verwehrt. Ein Glück hatte ich schon auf dem anderen Campingplatz ein paar Bilder gemacht.

Der Campingplatz war okay, aber was mich wirklich verwundert hat war, dass ich nur von den Kindern dort gegrüßt worden bin und die Erwachsenen eigentlich alle weggesehen haben. Es waren in erster Linie Belgier und Niederländer. Auch meine direkten Nachbarn haben immer nur geschaut, aber nie auch nur ein Wort gesagt.

Als ich alles aufgebaut und verstaut habe, bin ich Richtung Küste gefahren. Erstmal Richtung Penmach und weiter nach Saint-Pierre. Interessant war, dass hier noch Schilder hängen mit Deutschen Namen und der Leuchtturm heißt Phare d’Eckmühl. Im Übrigen mit 60 Metern einer der höchsten Leuchttürme Europas. Er wurde am 17. Oktober 1897 eingeweiht und sichert eine der gefährlichsten Küsten Frankreichs. Der Turm wurde letztlich durch eine Testamentsverfügung von der Marquise Adélaïde-Louise d’Eckmühl de Blocquevill in Höhe von 300.000 Francs mitfinanziert und bestimmte damit den Namen. Er sollte zu Ehren ihres Vaters, Maréchal Louis Nicolas Davout, Herzog von Auerstädt, Prinz von Eckmühl, den Namen d’Eckmühl erhalten. Den Titel verdankte er der Schlacht bei Eggmühl (22 April 1809), die er nahe dem bayerischen Dorf Eggmühl geschlagen hatte.

Nach einigen Versuchen den alten und den neuen Leuchtturm zu fotografieren, machte ich mich auch langsam wieder auf den Rückweg und ging noch etwas einkaufen und dann zurück zum Campingplatz und plante meine Tour für den nächsten Tag.

Das erste Ziel war der alte U-Boot-Bunker in Lorient und danach sollte es zum Cap de la Chèvre gehen und zum Abschluss zum Pointe du Raz. Das bedeutete fast 370km Strecke und über 5 Stunden reine Fahrtzeit. Also die Tour im Navi eingetragen mit den entsprechenden Wegpunkten und dann war es im Grunde auch schon Schlafenszeit.

Gesagt, getan. Am kommenden Tag – inzwischen hatten wir den 15.07.2020 – ging es los Richtung Lorient. Der Weg dorthin war recht unspektakulär, da ich den Weg nur auf der Autobahn zurückgelegt habe. Als ich dann am U-Boot-Bunker ankam sah ich zunächst mal nur Baustellen und habe mich einfach bei diversen parkenden Autos dazu gestellt und erstmal alles verstaut und bin dann los gezogen. Die Gebäude waren absolut gigantisch. Die U-Boot-Werft war von 1940 bis 1944 der größte Stützpunkt für U-Boote der Deutschen Kriegsmarine. Nach der Besatzung im Jahr 1940 wurden umfassende Umbau- und Neubauarbeiten durchgeführt.
Die Großbunker mit den Namen Keroman I bis IV wurden mit Bombensicheren Decken versehen. D.h. Keroman I und II hatten 3,5m dicke Decken und Keroman III hatte 7,5m dicke Decken. Keroman IV wurde nicht mehr fertiggestellt. Die Bunker dienten als Liegeplätze für U-Boote verschiedener Klassen.
Nach Kriegsende wurden die Bunker von der französischen Kriegsmarine genutzt. Heute befindet sich dort ein Museum und einige private Firmen, die die Bunker nutzen.
Leider – zumindest aus fotografischer Sicht – wurden die Gebäude mit vielen Anbauten versehen, so dass man die Gebäude kaum oder schlecht fotografieren kann.
Man konnte auch ein etwas moderneres U-Boot besichtigen, wenn man bei der Museumstour mitgemacht hätte.

Nach einem kurzen Gespräch mit einem anderen Deutschen, der mit seiner Familie dort war, ging es dann weiter Richtung Cap de la Chèvre. Ca. 145km lagen vor mir und es hat sich gelohnt. Es ist nicht so überwältigend wie andere Kaps, aber dennoch hat man einen schönen Ausblick. Auch hier gab es Überreste aus dem zweiten Weltkrieg. Das meiste war aber zugewuchert und nicht mehr wirklich einsehbar, aber wenn man zwischen den Büschen durchsah, wusste man, dass es dort runter geht.

Zum Tagesabschluss ging es dann zum Pointe du Raz. Auch hierbei handelt es sich mal wieder um einen Touristenmagnet, aber Coronabedingt war es doch ziemlich leer. Am Parkplatz angekommen hieß es erstmal: Ticket ziehen, denn ohne war hier parken nur in weiterer Distanz möglich.
Aber erstmal hieß es: Futtern. Also suchte ich mir ein kleines Restaurant, wenn man das so nennen kann und bestellte etwas. Danach ging es dann zu Fuß die Küste entlang bis zur Statue der Notre-Dame des Naufragés (Mutter Gottes der Schiffbrüchigen), die natürlich auch erstmal im Fotoalbum verewigt werden musste. Danach bin ich weiter Richtung Küste und hier konnte man doch einige interessante Orte entdecken, so dass ich dort erstmal in voller Motorradmontur und Kamera und Stativ in der Hand durch die Felsen geklettert bin um aus verschiedenen Perspektiven Bilder zu machen. Natürlich auch mit Langzeitbelichtungen um die Wellen an den Felsen schön „samtig“ zu bekommen. Auf dem Weg Richtung Motorrad machte ich dann noch ein kurzes Paarshooting, weil sie sich abgemüht haben ein Selfie zu machen 😊 Dann noch ein „Selfie“ von mir Richtung Sonnenuntergang und dann ging es wieder zurück zum Motorrad. Aber wo sollte ich das Ticket bezahlen? Und wieso waren die Schranken alle oben? Tja, bezahlen war nicht mehr und man konnte ohne weiteres vom Parkplatz runterfahren.

Dann ging es noch knapp 50km zurück zum Campingplatz. Das Wetter hatte sich nicht verändert und war leider zu bewölkt um Bilder von der Milchstraße machen zu können. Am 16.07.2020 hieß es dann ja auch wieder Aufbruch Richtung Heimat. Nächster Campingplatz war dann wieder „L’Hypo’Camp“. Ja, ich hätte einen Campingplatz wählen sollen, der auf halber Strecke liegt, denn so waren es doch über 400km die da vor mir lagen. Aber ich wäre ja nicht ich, wenn ich nicht auch auf dieser Strecke noch zwei Militärfriedhöfe gefunden hätte bzw. hatte ich die natürlich rausgesucht. Es war wieder ein Deutscher Militärfriedhof in Mont d’Huisnes und ein Britischer in Bayeux. Wie eigentlich jeder Deutsche Friedhof recht unspektakulär und klein und dennoch lagen dort über 11.000 deutsche Soldaten des zweiten Weltkriegs. Es war eine runde Kriegsgräberstätte in der die Toten in kleinen Grabkammern beigesetzt waren. Auf der gegenüberliegenden Seite vom Eingang konnte man auf eine Aussichtsplattform gehen und konnte von dort aus Le Mont-Saint-Michel in der Ferne sehen und trotz der Distanz wirkte es immer noch sehr groß.

Der britische Friedhof war, wie alle Commonwealth Friedhöfe, natürlich etwas schöner gemacht und auf jedem stand dieser eine große „Stein“ mit der Inschrift: „Their name liveth for evermore“ was auf Deutsch so viel heißt wie „Ihr Name lebt in alle Ewigkeit“. Hier liegen über 4100 Soldaten der Commonwealthstaaten und über 500 anderer Nationen, auch Deutsche.

Am Nachmittag kam ich dann auf dem Campingplatz an und von dort ging es natürlich wieder Richtung Omaha Beach wo ich dann erstmal eine Pizza zum Abend aß und dann noch den Abend dort am Strand mehr oder weniger ausklingen ließ. Ich unterhielt mich sehr lange mit einem luxemburger Pärchen, die beide ausgezeichnet Deutsch gesprochen haben. Es war sehr interessant und er hat mir auch von dem Buch über das WN 62 erzählt. Irgendwann verabschiedeten wir uns und ich fuhr zum Campingplatz zurück, denn am nächsten Tag lagen dennoch einige Kilometer vor mir.

In der Nacht hat es dann leider immer wieder geregnet, so dass ich befürchtet habe, dass das morgen kein so trockener Ritt wird und ich das Zelt nass einpacken muss, aber ich hatte Glück, denn am Morgen ließ der Regen nach und das Zelt war dann doch relativ schnell trocken mit etwas Nachhilfe. Also wieder alles zusammengepackt und verstaut und dann hatte ich noch etwas über 200km zu meinem letzten Campingplatz auf dieser Reise, bei der ich am zweiten Tag schon das Handtuch werfen wollte. Ich bin froh, dass ich es durchgezogen habe.

Auf dem Weg dorthin kam ich erneut über die Brücke Pont de Normandie und hatte dieses Mal Glück mit dem Wetter, denn es war nicht mehr so windig, so dass ich doch die Aussicht etwas besser wahrnehmen konnte.

Pont de Normandie

Der Campingplatz war, muss ich zugeben, mit 25€ pro Nacht fast der teuerste (wenn man da von teuer reden kann) Campingplatz. Ich dachte, dass ich es da nochmal richtig krachen lasse, aber was mich da erwartet hat war der reinste Horror. Angefangen damit, dass ich mit dem Motorrad über den Fußweg aufs Gelände musste und einen Platz direkt am Wegesrand bekam, aber von vorne; Der Platz war vielleicht 20m vom Mülllager entfernt, der aus allen nähten platzte. Er war direkt am Hauptdurchgangsweg des Platzes in dieser Richtung und natürlich fuhren hier auch Autos lang. Meine Heringe habe ich hier so gut wie gar nicht in den Boden bekommen, so dass ich sie nur sehr waagerecht, sprich vielleicht mit 20-30 Grad eingeschlagen konnte und nur ein Bruchteil der Heringe die ich sonst benutzt habe. Ich wurde dann von einem Menschen aus Köln angesprochen wo denn HVL sei und dass er ja schon seit 25 Jahren auf diesem Campingplatz sei. Schon jetzt wusste ich nicht wie man sich das antun konnte, aber es kam noch besser. Irgendwann muss ja auch jeder mal eine Notdurft verrichten, aber es gab dort weder Schilder noch gab es eine Karte auf der die sanitären Anlagen eingezeichnet waren. Also Karten gab es schon vom Platz, aber eben nicht dafür. Also fragte ich nach und dann hieß es: beim Pool. Also begab ich mich auf die Suche und schon auf dem Weg dorthin stand ein kleiner Junge am Wegesrand, der sein Geschäft einfach dort verrichtet hat. Völlig hemmungslos. Als ich dann die Einrichtung sah, die sie Sanitäre Anlage nannten, fiel ich fast aus allen Wolken. Ich habe auf der ganzen Reise keinen so dreckigen, versifften Raum gesehen wie dort. Ich machte mich auf den Weg zum Empfang und fragte nach wie oft dort geputzt wird. Vier Mal täglich. Also bin ich erstmal losgezogen in der Hoffnung noch irgendwas Interessantes zu finden. Ich hatte den Kölner natürlich gefragt, aber wie es aussah, kannte er abgesehen von dem Platz – nichts.

Also habe ich erstmal wieder ein wenig Recherche betrieben und bin auf den letzten Kriegsfriedhof auf meiner Reise gestoßen. Den Cimitiere Militaire Canadien in Dieppe.

 

Ich habe dann ein Restaurant gesucht an der Küste und das war dann irgendwie nicht der krönende Abschluss den man sich gewünscht hätte. Ich wollte mich draußen hinsetzen, aber da kam auch schon der Kellner angeflitzt, der mir den Einlass mit meinem Motorradschal als Mund-Nasenbedeckung verweigerte. Man muss sich vorstellen, dass ich vom Eingang bis zur Terrasse, die direkt am Eingang war, ca. 1 Meter vom Tisch entfernt gewesen bin. Er fing dann an mit mir zu diskutieren, aber letztlich bin ich dann den Meter zum Tisch gekommen, wo ich dann ja auch problemlos ohne jegliche Bedeckung sitzen konnte. Danach habe ich noch eine kurze Timelapseaufnahme am Strand gemacht. Gegen 22 Uhr war ich auf dem Campingplatz zurück in der Hoffnung, dass dort Ruhe ist, aber falsch gedacht. Es war Party angesagt. Bis 00 Uhr lief lautstark Musik und dann ging die Völkerreise, an meinem Zelt vorbei, los mit lautstarkem Gebrabbel in verschiedensten Sprachen. Das ging dann bis ca. 1 Uhr.

Am nächsten Morgen sind die ersten auch schon sehr früh aufgebrochen. Ich sah ebenfalls zu, dass ich meinen Kram zusammengepackt bekommen habe und hab mich auf den Weg nach Arnheim gemacht. Der letzte Zwischenstopp – dieses Mal im Hotel – bevor es wieder zurück nach Hause gehen sollte.

Das hieß aber auch nochmal über 500km bis nach Arnheim in den Niederlanden. Eigentlich nur wegen der Brücke von Arnheim als Zwischenstopp ausgewählt, denn wirklich viel habe ich dort nicht mehr zu sehen bekommen. Ich bin noch etwas vor Ort durch die Gegend gelaufen und hab mir die Stadt angesehen und mich bei McDonalds niedergelassen und etwas gegessen und hab anschließend noch ein paar Bilder von der Brücke im Sonnenuntergang gemacht. Naja eigentlich war die Sonne schon weg. Dann hieß es schon wieder Schlafenszeit, denn morgen hieß es endgültig Heimreise und wieder fast 600km die ich zurücklegen musste.

Die Brücke von Arnheim


Der Rückweg führte mich, wie sollte es auch sonst sein, aufgrund der Strecke natürlich über die Autobahn. Nach nicht mal 6 Stunden und knapp 600km bin ich dann wieder daheim angekommen. Apropos Autobahn. In Frankreich habe ich, obwohl ich ja nur mit dem Motorrad unterwegs gewesen bin, auf dem Rückweg doch ganz schön viel für die Maut bezahlt. Dann lieber mehr fahren über die Landstraßen und weniger oder keine Maut bezahlen.

Noch drei Worte zum Thema essen: Ich hatte einen Gaskocher bei und hab mir ab und an asiatische Nudeln gemacht oder war dann auch mal essen, aber zum Frühstück gab es nichts besseres als Crêpes in verschiedensten Variationen und jeder Laden hatte dort gefühlt andere Sorten von günstig bis nicht ganz so günstig. Das vermisse ich hier irgendwie und Pancakes – obwohl sie aus der Packung waren, habe ich noch nie so gute Pancakes gegessen.

Insgesamt lagen dann über 5100km hinter mir auf dem Motorrad und über 300 Liter Sprit.

Fazit des Ganzen: Ich habe keinen Tag bereut und es war eine der besten Touren die ich erleben durfte und das ganze zum Glück unfallfrei und pannenfrei – außer, dass mein Kupplungsflüssigkeitsbehälter abbrach und ich ihn mit Isolierband zum Glück fixieren konnte und der Verschluss von meinem Helm abriss und ich dann immer irgendwie alles zusammen wickeln musste damit er sicher hält.
Würde ich es nochmal machen? Definitiv!

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Thema von Anders Norén